Spuren von Turkvölkern und DNA enthüllen die Geheimnisse der Festung Rjachowets

Sonntag, 30 November 2025, 12:05

Тайните на крепостта „Ряховец“

Тайните на крепостта „Ряховец“

FOTO g-oryahovica.bg

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Eine 5000-jährige Geschichte verbirgt sich in den Ruinen der mittelalterlichen Festung Rjachowets. Aktive Ausgrabungen werden dort seit vielen Jahren betrieben. Um die bisherigen Ergebnisse zu präsentieren, wurde im Geschichtsmuseum in Gorna Orjachowiza vor Kurzem eine Ausstellung eröffnet. Fotos und Exponate erzählen von Ereignissen, als die bulgarischen Gebiete die Heimat von Thraker, aber auch verschiedener Turkvölker während der Herrschaft der Assen-Dynastie waren. „Der Ort war von der frühen Bronzezeit  (3000 v. Chr.) bis zum 14. Jahrhundert ununterbrochen bewohnt“, bestätigt die Chefkuratorin des Museums und stellvertretende Leiterin der archäologischen Ausgrabungen Maja Iwanowa.

FOTO Facebook/muzei.gorna

„Wir haben separate Strukturen wie Behausungen, die für diese Nomaden charakteristisch sind und auch Fundstücke wie der Keramikkessel mit Innenösen freigelegt, der nur für die Petschenegen typisch ist. Ein Messer hängt wiederum mit den Kumanen (Nomadenvolk, Anm. der. Red.)  in Verbindung steht. Es gibt auch eine Nekropole mit 15 Gräbern und Gruben um sie herum, in denen Knochen von Pferden und Kühen gefunden haben. Sie zeugen von heidnischen Bestattungspraktiken, die für die Nomaden dieser Zeit charakteristisch waren.“

Heute erstreckt sich die archäologische Stätte über eine Fläche von mehreren Hektar. Als Maja Iwanowa und der Chef der heutigen Ausgrabungen, Ilian Petrakiew, 25 Jahre nach den ersten Ausgrabungen zum ersten Mal den Ort aufgesucht haben, stellten sie fest, dass er vollständig von Vegetation überwuchert war.

Maja Iwanowa

FOTO BTA

„Wir fanden uns in einem Wald wieder“, erinnert sich Maja Iwanowa. „Die Stätte kannten wir nur aus der Literatur und von Fotos und hatten keine Ahnung, wie groß sie tatsächlich ist. Selbst außerhalb der Mauern der Militärfestung während des Zweiten Bulgarischen Reiches gab es ein reges ziviles Leben mit seinen Bräuchen, seiner Kultur und seinen Glaubensvorstellungen“, erzählt die Forscherin und zählt Artefakte auf, die für die Archäologie weltweit von Bedeutung sind.

FOTO Facebook/muzei.gorna

„Ein Satz aus sieben Keramikefäßen, die bereits 5000 Jahre alt sind, aber vom Zahn der Zeit unberührt geblieben sind. Es sind weltweit repräsentative  Fundstücke“, sagt Maja begeistert und zählt weitere interessante Gegenstände aus der Zeit der Thraker auf wie Henkel von Amphoren aus dem 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr., die Auskunft über die Handelsbeziehungen der Thraker mit den griechischen Kolonien zu dieser Zeit geben, sowie thrakische Münzen aus Bronze und Blei. Einen Teil dieser Funde wurden 2021 auf einer internationalen Konferenz in Rumänien vorgestellt. Auch die Gegenstände aus dem Zweiten Bulgarischen Reich nehmen einen würdigen Platz ein. Dazu gehört eine außergewöhnliche Sgraffito-Schale, die mit Zypressen verziert ist.

Mit der Entwicklung der Technologien in den letzten Jahren widmen die Archäologen interdisziplinären Forschungen, die DNA-Analysen, Archäobotanik und Archäozoologie kombinieren, immer mehr Aufmerksamkeit.

FOTO Facebook/muzei.gorna

„In der amerikanischen Zeitschrift „Nature“ konnten wir die Ergebnisse unserer Experimente am Institut für Genetik der Harvard-Universität veröffentlichen. Wir mussten DNA extrahieren und einen Vergleich anstellen – das hilft auch bei der Datierung. Diese Vorgehensweise werden wir für die in diesem Jahr entdeckten Kindergräber verwenden. Vor einem Monat erhielten wir auch ein Angebot, uns an einem internationalen Projekt zur Erforschung von Krankheiten wie Pocken, Keuchhusten und andere zu beteiligen. Wir werden uns daran beteiligen und hoffen, die Ergebnisse bald in einem größeren Sammelband veröffentlichen zu können.“

Kessel von Petschenegen, 11. Jh.

FOTO Facebook/muzei.gorna

Vor Jahren hat sich die Archäologieschule „Rjachowets“ dem Team der Archäologen angeschlossen und so arbeiten die Schüler an der Seite der Wissenschaftler vor Ort, machen sich mit den archäologischen Techniken vertraut und füllen die Dokumentation aus. „Am liebsten sind sie beim Graben dabei”, erzählt die Archäologin und fügt hinzu, dass die Begegnung mit der Geschichte einige der Jugendlichen dazu veranlasst, sie zu ihrem Beruf zu wählen.

Joana Katrewa zum Beispiel hat ihren Masterabschluss gemacht, arbeitet seit zwei Jahren an verschiedenen Projekten in Deutschland, Griechenland und in anderen Ländern und will nun ihren Doktor machen. Zwei weitere Mädchen haben ihren Bachelorabschluss gemacht. Das eine wird mit Anthropologie weitermachen und das andere mit einem Masterstudium in Archäologie. Beide arbeiten außerdem weiterhin bei uns.“

FOTO BTA

Während die jungen Archäologen in die Fußstapfen ihrer Lehrer treten, richten Archäologen ihren Blick bereits auf zukünftige Projekte, in denen Ausgrabungen, DNA-Untersuchungen und neue Technologien ein weiteres Stück der Jahrtausende alten Geschichte der Festung Rjachowets enthüllen.


Übersetzung: Georgetta Janewa